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Am Golf von Neapel

Von unserem Bergdorf an der Amalfiküste ging es am Montag (02.10.) über die Berge des Hinterlandes hinunter in den Golf von Neapel. Das war eine kurvige, aber kurze Strecke. In der Nähe von Pompei hatten wir uns einen Platz ausgesucht. Dieser ist klein, aber mit allem notwendigen ausgestattet und bot uns einen idealen Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen hier. Dort angekommen, wusch ich noch schnell eine Waschmaschine, dann fuhren wir mit den Rädern in die Stadt, um uns zu orientieren und zu schauen, wie wir alles am besten organisieren. Wir entdeckten die Campanienartecard. Mit dieser bekommt man innerhalb von 3 Tagen kostenlosen Zutritt zu 2 Museen/Ausgrabungen, 50% Rabatt bei vielen anderen Museen und kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Das schien uns ideal und deshalb buchten wir diese online (war etwas schwierig).

Am Dienstag stand die Ausgrabung in Pompeji auf dem Plan. Wir machten uns pünktlich auf den Weg und waren bereits um 9.30 Uhr vor Ort. Pompeji wurde 700 v. Chr. besiedelt und entwickelte sich zu einer wohlhabenden römischen Stadt. Durch den Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. Wurde die Stadt mit einer 6-7 m hohen Ascheschicht bedeckt und daraufhin aufgegeben. Ab 1738 begannen hier die Ausgrabungen und förderten die Schätze aus vergangener Zeit zu Tage. Bisher wurden ca. zwei Drittel freigelegt. Das Gelände ist riesig. Man geht durch eine Stadt mit Straßen und Häusern. Wir blieben ca. 8 Stunden dort, um uns die wichtigsten Gebäude anzusehen.

Durch den Vulkanausbruch wurde das Leben von damals konserviert und wie in einem Standbild festgehalten. Menschen, die Pompeji nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten und starben, wurden bei den Ausgrabungen durch eine spezielle Methode mit Gips ausgefüllt und sind in Vitrinen ausgestellt. Beim Rundgang durch die Stadt erlebt man den Reichtum der damaligen Gesellschaft. Dieser spiegelt sich in den herrschaftlichen Häusern mit Atrium, Säulengängen, Gärten, Springbrunnen, Wandmalereien, Fußbodenmosaiken usw. Wider. Ich fand es faszinierend zu sehen, wie die Menschen vor ca. 2.100 Jahren gelebt haben. Vieles ist sehr gut erhalten und man kann es sich dadurch gut vorstellen.

Neben den privaten Häusern sind natürlich auch die öffentlichen Gebäude wie Thermen, Theater, Amphitheater, Tempel, Das Forum sehr sehenswert und interessant. Sogar ein Bordell kann besichtigt werden. Von den vielen Eindrücken war mein Gehirn nach ca. 4-5 Stunden eigentlich schon voll. Andreas zeigte jedoch noch viel Enthusiasmus, so daß wir wirklich fast alles Wichtige gesehen haben. Danach waren wir dann aber ziemlich platt.

Blick zum Forum

Am Mittwoch fuhren wir dann mit dem Zug von Pompei nach Neapel. Es gibt eine gute Verbindung über die Circumvesuviana, die Züge fahren so ca. alle 40 Minuten. Bis Neapel brauchten wir ca. 1 Stunde. Dort angekommen, ging es mit der Metro weiter. Wobei Metro ist vielleicht etwas verwirrend. Ich empfand es eher wie ein Regionalzug, der unter der Erde fährt. Wir liefen zu einer der drei Standseilbahnen, die auf den Berg Vomero fahren. Dort befindet sich ein Kastell und man hat einen tollen Blick über die Stadt.

Über viele Treppen liefen wir dann wieder hinunter in die Altstadt. Dort empfing uns dann das aufgeregte Leben: viel Verkehr, überall die Vespas, lautes Hupen, viele Menschen. Die Häuser sind so ca. 5-6 geschossig und stehen eng beieinander. Das spendet Schatten in den Gassen, die Wäsche wird auch mal schnell über die Straße gespannt. Aber es verleiht auch eine gewisse „Enge“. In den Straßen sind überall Läden, Restaurants, Stände oder Imbisse mit vielen leckeren Sachen. Viele Straßen waren noch geschmückt vom Champions-League-Spiel des Vortages Neapel gegen Real Madrid, wobei Neapel aber verloren hatte. Wir machten ein Päuschen und probierten das für Neapel berühmte Blätterteiggebäck „Sfogliatelle“. Dieses gibt es mit verschiedenen Füllungen. Wir nahmen die klassische Füllung mit einer Vanillecreme.

Dann ging es weiter durch die Altstadt. Wir orientierten uns an den Hinweisen in unserem Reiseführer. Wir kamen an verschiedenen Plätzen und Kirchen vorbei. Durch Zufall entdeckten wir eine Tafel mit dem Hinweis, daß in diesem Haus Goethe wohnte. In einer Gasse wurden in allen Läden Weihnachtskrippen und verschiedene kleine Figuren verkauft. Irgendwann waren wir dann „stadtmüde“ und traten den Weg zurück an. Der dauerte ja dann auch nochmal fast 2 Stunden, ehe wir zu Hause waren. Wahrscheinlich haben wir nur einen Bruchteil der Stadt gesehen. Sollte ich nochmal hierher kommen, würde ich mir das Nationale Archäologie-Museum anschauen, da dort viele Originale aus den Ausgrabungen in Pompeji und Ercolano ausgestellt sind.

Am Donnerstag waren wir bei den Ausgrabungen in Ercolano. Dorthin gelangten wir ebenfalls mit dem Zug. Ercolano liegt zwischen Pompei und Neapel. Das antike Ercolano wurde durch den Vulkanausbruch im Jahr 79 n. Chr. durch eine Schlammlawine verschüttet, die allmählich erstarrte. Organische Materialien wie Holz, Stoffe und Speisen blieben dadurch weitestgehend erhalten. Jedoch gestalteten sich die Ausgrabungsarbeiten mühsam, da man das festgewordene Gestein aufpickern muss. Infolge der Schlammlawine wurde der Boden um 20 m erhöht und die Küstenlinie verschob sich um gut 450 m ins Meer. Auf dieser Fläche entstand im Laufe der Zeit die neue Stadt. Bis jetzt ist das antike Ercolano erst zu einem Drittel freigelegt. Das Gelände ist insgesamt wesentlich kleiner als Pompeji und auch nicht von so vielen Besuchern frequentiert.

Gelangt man zu dem Ausgrabungsgelände, schaut man hinab wie in eine große Grube. Die Stadt wurde um 500 v. Chr. Gegründet. Die Stadt ist teilweise in einem noch besseren Zustand als Pompeji. Die Häuser haben teilweise noch ihre Dachkonstruktionen und sind sogar mehrgeschossig. Auch hier gibt es gut erhaltene Wandmalereien, Mosaikfußböden und herrschaftliche Villen mit mondänen Eingangsbereichen.

Mich haben die Thermenanlagen fasziniert. Erkennbar waren die Umkleideräume mit den Ablagen, die Becken und auch hier wieder tolle Mosaikfußböden.

Erst in den 1980-er Jahren wurde ein Boot gefunden und mehr als 300 Leichen, die sich im Hafenbereich in großen Lagerhallen zu retten versuchten. Sie hatten Geld und Wertgegenstände dabei. In einem Museum ist das ausgestellt.

Anschließend besuchten wir noch das Archäologische Museum von Ercolano. Hier wird mit 3-D-Animationen ein plastischer und lebendiger Einblick in das antike Leben von damals gegeben.

Heute besuchten wir den Vesuv. Die Karten muss man eigentlich einige Tage vorher online reservieren. Als wir gestern in das Portal schauten, gab es für heute keine freien Plätze mehr. Das wußten wir aber leider nicht. Es gab aber Last-Minute-Karten. Das bedeutete dann: 6.45 Uhr aufstehen, nach Pompei mit dem Fahrrad fahren, 8 Uhr auf der Seite einloggen. Der erste Versuch lief schief, doch beim 2. klappte es. Der Bus fuhr 8.30 Uhr los. Wir waren an diesem Tag die ersten Besucher oben. Der Vesuv ist ca. 1.200 m hoch. Bis zum Kraterrand läuft man ca. 20 Minuten. Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, hat der Krater einen Durchmesser von 450 m und ist 300 m tief. Der letzte große Ausbruch war 1944. Wir liefen um den halben Kraterrand. Der Blick hinab war sehr beeindruckend. Und natürlich auch der Blick an die Küste, wo man bis Neapel schauen kann. Mit der Zeit kamen dann langsam die Wolken und hüllten den Berg ein.

Im Ort wieder angekommen, gingen wir Mittag essen und verbrachten den Nachmittag auf dem Platz. Morgen geht es weiter. Wir verlassen Süditalien und fahren in die Toskana, wo wir die letzten beiden Wochen unserer Reise verbringen wollen.

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